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NDR about Retrospective

Xavier Le Roy: Bewegte Biografie

von Katja Weise

Am Anfang steht ein Widerspruch. Tanz ist etwas flüchtiges, dessen Schönheit vielleicht genau darin besteht, dass man sie nicht festhalten kann. Wie also kann das zusammengehen: Tanz und Museum? Ganz einfach: Über die Tänzer. Sie locken die Besucher in einen nackten, weißen Raum, ganz am Ende der Maria LassnigAusstellung. Nichts hängt hier an den Wänden, deshalb gleitet der Blick zunächst nur zögerlich hinein - doch dann tauchen Menschen auf, begrüßen den Neuankömmling

Xavier Le Roy in den Deichtorhallen

Auseinandersetzung mit dem Leben

Eine gute halbe Stunde lang nimmt Irina Demina den Besucher mit auf eine Zeitreise durch ihr Leben, zwischendurch tanzt sie, zeigt, mit welcher Art von Tanz sie sich wann beschäftigt hat. Und erzählt, natürlich, von ihrer ersten Begegnung mit Xavier Le Roy.

Die Tanzbiografie von Irina Dermina verschmilzt mit der Arbeit von Xavier Le Roy.

Eine ganz persönliche Retrospektive also, verbunden mit Ausschnitten aus Solochoreografien von Xavier Le Roy. Das sei eine große Herausforderung, sagt Demina: "Was auf der Bühne passiert, ist in der Regel ganz klar. Hier hingegen müssen wir uns mit dem Leben auseinandersetzen. Eine Person kommt rein, wir unterhalten uns. Natürlich gibt es Fixpunkte, die Struktur ist ganz klar. Trotzdem haben wir aber eine große Freiheit und mein Ziel ist es, den Zuschauer wirklich einzubeziehen."

Die vierte Wand

Die Beziehung zwischen Zuschauer und Tänzer interessiert Xavier Le Roy seit Jahren, die sogenannte vierte Wand, die unsichtbare zum Zuschauerraum hin könne er auch mit dieser Arbeit nicht gänzlich zum Verschwinden bringen, sagt der Choreograf, aber er wolle zumindest damit experimentieren.

Zeinna Hanna tanzt eine Figur aus Le Roys Arbeit "Self Unfinished".

Kenner werden viele Ausschnitte aus seinen Solochoreografien wieder entdecken. Zum Beispiel aus "Self Unfinished" aus dem Jahr 1998: Mit einem Ruck zieht sich Zeinna Hanna, eine junge Tänzerin aus dem Libanon, die jetzt in Berlin lebt, das schwarze T-Shirt über den Kopf, setzt die Hände auf den Boden und verharrt minutenlang in dieser Position. Dann stellt sie die Füße an die Wand und bewegt sich kopfüber vorsichtig seitwärts. Wie damals Le Roy. Trotzdem habe er nicht das Gefühl, hier auf ein Lebenswerk zurückzublicken, meint der Choreograf. Für Le Roy stehen die persönlichen Retrospektiven der Tänzer im Mittelpunkt. Faszinierend sei daran, meint Deichtorhallenchef Dirk Luckow, dass diese ihr ganz persönliches Museum in sich tragen, schließlich habe ein jeder einen Vorrat an Bewegungen in sich konserviert.

Die bewegte Biografie

Zwar hatte Le Roy bei seiner Konzeption die Bilder von Maria Lassnig nicht vor Augen, er arbeitet für den leeren Ausstellungsraum, doch sind Verbindungen unübersehbar: Hier die Körper auf Leinwand, großformatig, in Farbe festgehalten, dort die in Bewegung. Im Mittelpunkt steht die bewegte Biografie. Und die passt gut auch ins Museum.

NDR Kultur Sendedatum: 08.08.2013 19:00 Uhr

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